Panajotis Kondylis (1943–1998) gehört ohne Zweifel zu den bedeutendsten europäischen Philosophie- und Sozialhistorikern. Mit seiner profunden Kenntnis der europäischen Geistesgeschichte war er ein moderner Universalgelehrter. Mit seinem umfangreichen Werk –mehrere Titel wurden ursprünglich erst in Deutschland und dann in Griechenland veröffentlicht- erzielte er eine große Wirkung sowohl in Griechenland als auch im deutschsprachigen Raum.
Dieses Jahr erschien in Deutschland der Sammelband „Panajotis Kondylis und die Metamorphosen der Gesellschaft“, eine Sammlung von Aufsätzen und Essays, die den Zugang zu seinem ohnehin anspruchsvollen Denken erleichtern möchte.
Panajotis Kondylis studierte in Athen Philologie und Jura, in Heidelberg Philosophie, Geschichte und Politik, wo er mit der seitenstarken, von stupender Belesenheit »Entstehung der Dialektik« promovierte. Er verfasste weitere geistesgeschichtliche Standardwerke zur europäischen Aufklärung, Metaphysikkritik, zum Konservativismus und zum Bürgertum.
Er war Mitarbeiter am historischen Lexikon »Geschichtliche Grundbegriffe«. Er veröffentlichte auch Zeitungsartikel und nahm als ein streitender oder gar provokativer Autor Stellung zum Zeitgeschehen. Seine Anthropologie legte er in »Macht und Entscheidung« und der »Sozialontologie« dar. Er war Träger der Goethe Medaille, erhielt den Wissenschaftspreis der Humboldtstiftung und war Fellow des Berliner Wissenschaftskollegs.
Er hat auch mehrere klassische Autoren zum ersten Mal ins Griechische übersetzt, wie z.B. Schillers bahnbrechende Abhandlung „Über naive und sentimentalische Dichtung“, oder auch die französischen Moralisten Chamfort, Rivarol etc. (AL)