Der Präsident der Hellenischen Republik, Prokopis Pavlopoulos, hat der Bundesrepublik Deutschland einen zweitägigen Besuch abgestattet und seinen deutschen Amtskollegen, Bundespräsident Joachim Gauck, sowie Bundeskanzlerin Angela Merkel getroffen. In seinen Presseaussagen nach seinem Treffen mit Joachim Gauck hat der Präsident der Hellenischen Republik den wesentlichen Beitrag sowohl des Bundespräsidenten als auch der Bundesrepublik Deutschland zum Verbleib Griechenlands in der EU und der Eurozone hervorgehoben. Das griechische Volk könne sich seine Zukunft außerhalb der EU und der Eurozone nicht vorstellen, zudem sei Griechenland für Europas Zukunft ganz unerlässlich, so Herr Pavlopoulos, der versichert hat, dass Griechenland seinen Verpflichtungen nachkommen werde. Der Staatspräsident hat seine Hoffnung ausgedrückt, dass die Überprüfung des griechischen Programms von den Gläubigern möglichst bald abgeschlossen werde, damit der sich abzeichnende Wachstumskurs des Landes nicht unterbrochen werde.
Die größte Herausforderung, mit der Europa auseinandergesetzt werde, sei dem Staatspräsidenten zufolge die Flüchtlingskrise, ein Problem, das mit der Struktur und den Zukunftsperspektiven der EU zusammenhänge. Herr Pavlopoulos hat den „tapferen“ Kurs der Bundeskanzlerin Merkel in Sachen Bewältigung der Flüchtlingskrise gelobt und wiederholt darauf aufmerksam gemacht, dass Griechenland allein diese Herausforderung nicht meistern könne. In diesem Sinne sei der Beitrag der EU-Partner und der Grenzschutzagentur FRONTEX von großer Bedeutung; Griechenland reguliere aber weiterhin als souveräner Staat die Überwachung seiner Grenzen. Die Türkei habe der Staatspräsident aufgefordert, ihre Verpflichtungen zu erfüllen und dabei folgendes bemerkt: „Wenn die illegalen Wirtschaftsmigranten nach Griechenland kommen, weil die türkischen Behörden ihre Aufgaben nicht richtig erfüllen, dann sollen sie laut den vorliegenden Rückführungsabkommen in die Türkei zurückkehren“.
Bundespräsident Gauck hat seinerseits den Beitrag seines griechischen Kollegen anerkannt, damit Griechenland am Reformprozess festhalte und die Reformen umsetze, welche große Opfer seitens der griechischen Bevölkerung gefordert hätten. Herr Gauck hat in seiner Rede den Schwerpunkt auf die Flüchtlingskrise gelegt und seinen Dank an die griechischen Bürger ausgesprochen, die freiwillige Hilfe leisteten, um die humanitäre Lage auf den Ägäis-Inseln zu lindern. Der Bundespräsident war sich mit seinem griechischen Gesprächspartner einig, dass gesamteuropäische Lösungen für diese Krise unabdingbar seien und dass Solidarität in Europa den Interessen beider Seiten, der Nehmenden wie der Gebenden, diene. Schließlich hat Herr Gauck die langjährige bilaterale Zusammenarbeit zwischen Griechenland und Deutschland gelobt, etwa die Deutsch-Griechische Partnerschaft und die Deutsch-Griechische Versammlung, und seine Hoffnung auf ihre Fortsetzung ausgedrückt.
Gestern war der Präsident der Hellenischen Republik auch bei Kanzlerin Merkel zu Gast, mit der er die größten aktuellen Herausforderungen für Griechenland, Deutschland und Europa besprochen hat. Nach dem Treffen hat Herr Pavlopoulos vor Journalisten eine „Regulierung“ der griechischen Staatsschulden gefordert, was mit einem Schuldenschnitt nicht gleichzusetzen sei, denn dieser sei nach dem europäischen Recht nicht möglich. Bezüglich der Flüchtlingskrise hat er u.a. auf die Differenzierung zwischen Flüchtlingen und Terroristen hingewiesen und die gemeinsamen Patrouillen von Griechenland und der Türkei in der Ägäis nochmals ausgeschlossen.
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