Dank seiner vorteilhaften geographischen Lage galt Griechenland seit langem  als Treffpunkt von verschiedenen Zivilisationen und Kulturen, die ihre Spuren überall hinterlassen haben: in der Architektur von Bauwerken und Siedlungen, in der Miniaturkunst, im Alltagsleben, in den Essgewohnheiten und in allen Bereichen der Volkskunst. Das Land verfügt daher heute über eine Vielfalt von Denkmälern und ist auf der UNESCO – Liste des Welterbes mit 17 Welterbestätten vertreten. GR Aktuell hat bisweilen Sonderartikel über den Apollotempel von Bassae (s. „Unbekanntes Griechenland: Das besondere Erlebnis Nr. 8“), das Kloster von Hosios Lukas bei Delphi (s. „Unbekanntes Griechenland: Das besondere Erlebnis Nr. 37) und die mittelalterliche Stadt von Rhodos (s. „Die historischen Gebäude Griechenlands – Die Insel Rhodos“) veröffentlicht. Bei dieser Einheit werden die übrigen griechischen Welterbestätten präsentiert.
 
Die Ruinen der berühmten byzantinischen Burgstadt von Mystras liegen in Lakonien auf einem Hügel am Rand des Taygetos Gebirges und nur einige Kilometer westlich von Sparta. Ihre Geschichte begann 1249, als der fränkische Fürst Wilhelm de Villehardouin auf dem gleichnamigen Hügel die Burg von Mystras erbaut hat. 1259 wird Mystras von den Byzantinern erobert und beginnt eine Blütezeit zu erleben. Von 1460 bis 1540 steht Mistras unter osmanischer Herrschaft und entwickelt sich zu einem der wichtigsten Seidenhandelszentren am Mittelmeer. Für kurze Zeit kam die Burgstadt von Mystras unter Kontrolle der Venezianer, wurde aber bald erneut von den Osmanen erobert. Sie war eine der ersten Burgen, die 1821 während des Befreiungskampfes gegen die Osmanen von den Griechen befreit wurde. 
 
Mit der Gründung der modernen Stadt von Sparta im Jahr 1834 begannen die Einwohner von Mystras schrittweise in die neue Stadt zu übersiedeln. 1989 wurde Mystras in die UNESCO-Liste des Welterbes aufgenommen und heute ist es die am besten erhaltene byzantinische Burgstadt in Griechenland. 
 

Mystras besteht aus der mittelalterlichen Burg und der darum liegenden befestigten Siedlung, innerhalb deren sich eine Reihe von Häusern, Palästen, Kirchen, Kapellen und Klöstern befand. Weiter oben auf dem Hügel liegt die Burg, Kastro genannt, die über eine doppelte Verteidigungslinie aus zwei Befestigungen mit quadratischen oder zylindrischen Türmen verfügt. An den Hängen des Hügels liegt die Burgstadt von Mystras, die aus der Oberstadt (Chora), der Unterstadt (Mesochora) und der Außenstadt besteht. Die Oberstadt entwickelt sich ab dem 13. Jh. mit Häusern, Kapellen und Tempel um einen Gebäudekomplex herum, das „die Schlosser“ genannt wird. In der Mesochora, die ebenso von Mauern umgeben ist, liegen Häuser und Kirchen, die bis der spätbyzantinischen Zeit erbaut wurden. In der sogenannten Außenstadt sind heute nur noch einige Ruinen vorhanden. 

 

Mystras kennzeichnet sich ferner durch die Vielzahl der spätbyzantinischen Kirchen, die überall in der Gegend zu sehen sind. Die älteste unter ihnen ist die Kathedrale (Metropolis) St. Demetrios, die gegen 1270 erbaut wurde. Dort wurde 1449 Konstantinos XI. Paleologos, der letzte byzantinische Kaiser, zum Kaiser gekrönt. Hinter der Metropolis befindet sich das Frauenskloster von Pantanassa, dessen Nonnen heute die einzigen Bewohner der Gegend sind. Die Kirche Perivleptos (14. Jh.) verfügt über wunderschöne Fresken, die zu den wichtigsten Malereien der spätbyzantinischen Kunst zählen. Die Palastkappelle Agia Sophia (14. Jh.) innerhalb der Burg hat einen einzigartigen Marmörboden. Zu sehen sind ferner die Kirchen von Odigitria (14. Jh.), Evangelistria (15.Jh.), St. Nikolaos (17. Jh.) und St. Theodoroi (13. Jh.).

Nördlich der Kathedrale befindet sich das Museum von Mystras mit einer Reihe von wichtigen byzantinischen Exponaten, darunter Skulpturen, Handschriften, Schmuck, Kleidung und Schuhe, sowie seltene Kleidungsstücke aus Seide und Alltagsgegenstände.(Art.S.)